Ich bin schon lange Zeit ein Fan des MFT-Systems. Daher war ich besonders interessiert, als die ersten Gerüchte zur Panasonic Lumix G9II rauskamen. Nun ist die Kamera seit gut 3 Monaten auf dem Markt und ich habe sie einem einem Test unterzogen. Wohlgemerkt aus Sicht eines Hobbyfotografen ohne irgendwelchem technischen Labor-Schnickschnack. Das können andere viel besser als ich.
Einen Dank möchte ich direkt an meinen Partner Foto Koch aussprechen, der mir die Lumix G9II* für zwei Wochen als Leihgabe zur Verfügung gestellt hat. Wenn du meinen Blog unterstützen möchtest, kaufe gerne über meine Partnerlinks.🧡
Kamera-Body: Eine MFT im S5II-Gewand
Ich steige direkt in meinen Testbericht zur Lumix G9II ein und möchte ein paar Worte zum Kamerabody verlieren. Der ist im Grunde eine Kopie des Gehäuses der Panasonic Lumix S5II. Wohlgemerkt handelt es sich um eine ausgewachsene Vollformat-Kamera mit großem Sensor..
Dementsprechend kann man darüber streiten, ob es wirklich nötig ist, einen winzigen MFT-Sensor in einen so vergleichsweise großen Body zu packen. Viele Fotografen kehren zurück zu Rangefinder-Style-Kameras wie der Fujifilm X100VI. Und auch Panasonic selbst hatte über die Jahre ja schon gezeigt, wie kompakt MFT-Kameras sein können, zum Beispiel mit der Lumix GX80, mit der ich schöne Bilder in New York gemacht habe.
Ohne Frage haben große Kameras auch ihre Vorteile. So liegt die Lumix G9 Mark II dank ihrer ausladenden Griffmulde eben sehr gut in der Hand, selbst bei mittelgroßen bis großen Männerhänden wie meinen. Ein Segen auch mit größeren Telelobjektiven! Mit kleinen Festbrennweiten eher überflüssig, wenn du mich fragst. Aber es gibt ja auch die schweren Linsen mit Leica-Branding.
Etwas enttäuscht bin ich, dass Panasonic sich für das Einheits-Layout der „Vollformater“ aus eigenem Hause entschieden hat. Die originale Lumix G9 (die es inzwischen zum Schnäppchenpreis gibt!) hatte noch einen knuffigen, rundlichen Body, der mir persönlich besser gefällt. Nicht so 08/15 wie jede andere Kamera heute. Ich hatte sie leider nur 1-2 Mal bei Media Markt in der Hand und m.E. war da die Ergonomie sogar noch einen Tacken besser als jetzt bei der Nachfolgerin.
Wenn schon die Bodys immer größer werden, so gibt es wenigstens viele tolle und kompakte MFT-Objektive, die dann doch noch einen Unterschied ausmachen können. Größe und Gewicht der Ausrüstung sind für etliche Fotografen eines der wichtigsten Kriterien, sich gegen das Vollformat zu entscheiden.
Ach ja…staub- und spritzwassergeschützt ist das Gehäuse natürlich auch. Getestet habe ich die Wetterfestigkeit nicht, aber meine S5 war schon mal pitschnass vom Regen und hatte es überlebt. Das wird hier ebenfalls kein Problem sein.
Knöpfe und Drehräder für jeden Schnickschnack
Als ehemaliger Besitzer der Lumix S5 habe ich mich dafür beim Button-Layout direkt wieder zurechtgefunden. Positiv hervorheben möchte ich die Dreier-Reihe mit Knöpfen für den Weißabgleich, den ISO-Wert und die Belichtungskorrektur. Nach dem Test habe ich mich immer wieder dabei erwischt, wie ich versucht habe, die Knöpfe an meiner Sony A7IV zu drücken.😂
Über den mittigen Schalter lässt sich blitzschnell zwischen den Modi AF-S, AF-C und MF umschalten sowie das Menü für die Fokusfelder aufrufen.
Außerdem gibt es Funktionsknöpfe am Bajonett, die du frei belegen kannst, wie so ziemlich jeden anderen Knopf. Super praktisch finde ich das linke Drehrad, mit dem du schnell in den Serienbildmodus, Selbstauslöser und High-Res-Shots umschalten kannst. Mit persönlich gefällt auch der rote Video-Aufnahmeknopf auf der Oberseite, der dem Body einen hübschen Farbtupfer verpasst. Auf die Videofunktion möchte ich allerdings nicht großartig eingehen, da ich nur fotografiere und zum Filmen die Osmo Pocket verwende.
Der Joystick zum Verschieben des Fokuspunktes der Panasonic Lumix G9II ist ausreichend groß, texturiert und fässt sich sehr gut an. Leider gab es während meines Tests immer wieder Momente, in denen die Kamera meine Eingaben nicht erkannte. Meiner Freundin ist das ebenfalls aufgefallen. Möglicherweise ein Bug, der per Firmware-Update gefixt werden kann? Einen Anwenderfehler schließe ich mal aus, denn mit der S5 hatte ich dieses Problem nie.
Aktuelle Firmware-Updates aller Lumix-Kameras findest du hier.
Sucher und Display – so behältst du den Durchblick
Der elektronische Sucher (EVF) löst mit 3,69 Millionen Pixeln auf. Ein guter Standardwert für aktuelle Kameras. Die Original-G9 hatte das allerdings auch schon. Bei der Vergrößerung von 0,83 hat sich ebenfalls nichts getan. Von einer kissenförmigen Verzerrung, wie es sie bei der G9 gegeben haben soll, habe ich nichts festgestellt. Offenbar hat Lumix das behoben oder das Problem war nicht so groß, wie in manchen Foreneinträgen berichtet. Für mich hat die G9II jedenfalls einen der besten Sucher am Markt! Dank der bis zu 120 Bilder pro Sekunde sieht alles wunderbar flüssig aus.
Ein klares Bild liefert auch das 3 Zoll große Display der G9 Mark II. Stark ist die Auflösung von 1,84 Mio. Bildpunkten. Davon kann sich Sony gern eine Scheibe abschneiden, denn selbst die Profi-Kamera Alpha 9 II bringt es auf „nur“ 1,44 Mio. Pixel. Die 1 Mio. in meiner A7IV sind dagegen fast schon eine Lachnummer, trotz eines über 2.000 Euro teuren Preisschildes.
Für viele Fotografen ein Problem: Es handelt sich um ein Schwenk-Display. Also um bodennah fotografieren zu können, muss es erst zur Seite ausgeklappt werden. Zugegebenermaßen bin ich auch nicht der allergrößte Fan davon. Einfach nur hochklappen hat schon manchmal seine Vorzüge.
Übrigens hatte ich bei Sonnenschein keine Probleme, auf dem Display alles zu erkennen. Es ist schön hell, wie es sein muss.
Zittrige Hände? Lumix G9II mit klasse Bildstabilisator
MFT-Kameras sind bekanntlich die Platzhirsche in Sachen Bildstabilisierung. Das liegt daran, dass sich die kleinen Sensoren viel besser stabilisieren lassen als größere. Auch bei der Lumix G9II ist das nicht anders. Im Gegensatz zur Vorgängerin legt der IBIS sogar noch eine Schippe drauf und gleicht auf dem Papier 8 Blendenstufen statt 6,5 aus. Was genau das bedeutet, kannst du hier nachlesen.
Solche Angaben finde ich persönlich immer ziemlich nichtssagend. Als Hobbyfotograf interessiert mich eher, was die maximalen Verschlusszeiten sind, die ich einstellen kann, ohne dass es zu Verwacklungen kommt. Und kann ich damit sogar eine Langzeitbelichtung ohne Stativ machen?
Kurze Antwort…ja, das geht! Ich habe sogar tagsüber ohne ND-Filter* einen Mini-Wasserfall butterweich aufs Bild bekommen. Die Kamera habe ich mit dem Leica 12-60mm f2.8-4.0 etwa 1 Sekunde bei geschlossener Blende 22 auf den Bach gerichtet. Je nachdem, wie ruhig du das Gerät halten kannst, kann dieser Wert natürlich auch etwas kürzer oder höher ausfallen. Solltest du einmal diesen Anwendungsfall erleben, dann suche dir am besten eine Unterlage für deine Kamera bzw. nimm ein kleines Stativ mit, dann verwackelt selbst bei 2-3 Sekunden nichts. Doch wie du siehst, reicht eine Sekunde bereits aus, um seidiges Wasser zu zaubern…
Der Abstand zu stabilisierten APS-C oder Vollformat-Kameras ist mittlerweile jedoch geringer geworden. Bei meinem Test der Retro-Kamera Nikon Zf hatte ich es ebenfalls mit einem sehr guten Bildstabilisator zu tun.
Einen schönen Eindruck, wie sich der IBIS der Lumix G9II beim Filmen verhält, bekommst du im folgenden Video von Richard Wong. Für wirklich ultra stabile Aufnahmen brauchst du trotzdem einen Gimbal. Ich schwöre ja auf die DJI Pocket 3*, die du sogar in der Hosentasche verschwinden lassen kannst.
Rasanter Phasen-Autofokus jetzt auch im Top MFT-Modell
In der Lumix S5II wurde endlich der moderne Hybrid-Phasendetektions-Autofokus implementiert und glücklicherweise in die Lumix G9II übernommen.
Es handelt sich um eine Kombination aus Kontrast- und Phasen-AF, auf die praktisch alle anderen Kamerahersteller schon seit Jahren setzt. Warum sich Panasonic so lange Zeit gelassen hat, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Bisher hat man immer auf die DFD (Depth from Defocus) Technologie gesetzt und konsequent weiterentwickelt.
Auf jeden Fall ist die Entwicklung prima, denn der Autofokus der Lumix S5 war bei schwierigen Lichtsituationen (z.B. Gegenlicht) sehr träge und unzuverlässig, was mich wirklich genervt hat. Die Lumix G9II habe ich in meinem Test als zuverlässiger wahrgenommen.
Die Fokussierung erfolgte immer sehr schnell und genau. Klar, die Sonys sind da noch besser. Allerdings ist der technologische Vorsprung bzw. die Erfahrung mit einer Kamerageneration einfach nicht aufzuholen. Im Menü der Panasonic kannst du die Geschwindigkeit und Empfindlichkeit des AF nach deinem Geschmack feinjustieren, wenn du das möchtest.
Übrigens erkennt das Fokussystem von Hause aus zuverlässig Menschen, Tiere (Katzen, Hunde, Vögel), Autos, Motorräder, Flugzeuge und Züge. Das klappte soweit gut. Schade finde ich nur, dass man einen Modus wählen muss und der Autofokus nicht je nach Situation selbst entscheidet. Ich habe mir die Motiverkennung auf eine extra Taste gelegt, um schnell wechseln zu können.
Mega geil finde ich das Fadenkreuz, dass die Kamera auf dem erkannten Auge platziert. Ist ein bisschen verspielter als bei anderen Herstellern, was mir sehr zusagt.😁
Sehr gute Bildqualität, mit Einschränkungen auch nachts
Ob das Micro Four Thirds System in Sachen Bildqualität dem Vollformat unterlegen ist, darüber scheiden sich die Geister. Ohne jetzt eine Diskussion vom Zaun brechen zu wollen, meine ich – nach vielen Jahren des Fotografierens mit Kameras beider Systeme – sehr wohl einen Unterschied zugunsten des größeren Sensors feststellen zu können.
Subjektiv ist mein Eindruck, dass die Dateien etwas „sauberer“ rauskommen als bei MFT. Bei gleicher Auflösung haben die einzelnen Pixel mehr Platz, sich auszubreiten. Das sorgt unter anderem dem für ein besseres Rauschverhalten. Natürlich spielt die Qualität des verwendeten Objektives ebenfalls eine Rolle.
Im Falle der Panasonic Lumix G9II wurde die Sensorauflösung auf 25,2 Megapixel (wie bei der GH6) erhöht. Was auf der kleinen Fläche des MFT-Sensors schon ordentlich ist. Möglicherweise ließe sich sogar noch mehr rauskitzeln, aber dann würden die Nachteile wohl überwiegen.
In Sachen Dynamikumfang gibt es heutzutage nur noch geringfügige Unterschiede zwischen den Kameras. Ob unterbelichtet oder überbelichtet – mit RAW-Dateien aus der Lumix G9II lässt sich sehr viel ausbessern.
Damit du dir selbst einen Eindruck verschaffen kannst, habe ich dir einige RAW-Testbilder auf mein Google Drive gepackt. Bitte nur für den privaten Gebrauch zum Testen verwenden und nicht irgendwo veröffentlichen oder anderen Schabernack damit treiben.😉
Die Sache mit Freistellung und ISO-Rauschen
Unbestritten ist hingegen das geringere Freistellungspotenzial beim MFT-Format. Um eine schöne Hintergrundunschärfe (Bokeh) zu bekommen, brauchst du schon ein sehr lichtstarkes Objektiv. Eine Blende von f4.0 hat beispielsweise eine Tiefenschärfe wie f8.0 am Vollformat!
Um also ein ähnliches Bokeh zu bekommen wie bei einem f2.8 Vollformat-Objektiv, benötigst du an MFT eine 1.4er-Linse wie das Panasonic Leica 25mm f1.4*. Was nicht bedeuten soll, dass keine Freistellung möglich ist. Sie ist nur schwieriger zu realisieren.
Zu beachten ist außerdem der Crop-Faktor von Faktor 2. 60mm an MFT ergeben einen Bildlook wie 120mm an Kleinbild (Vollformat). Ein Vorteil, denn du kommst noch näher ran an dein Motiv.
Am Ende ist sowieso nur wichtig, was die Kamera ausspuckt. Die Lumix G9II produziert ausgezeichnete Bilder mit schönen Farben. Trotzdem bleibe ich dabei, Vollformat hat für mich die Nase vorn. Ich fotografiere übrigens grundsätzlich im RAW-Format.
Noch ein Wort zum Rauschverhalten: ISO-Werte bis 1.600 sind noch vertretbar an der Kamera. Bei 3.200 oder 6.400 fängt es dann spürbar an zu rauschen. Höher würde ich auf keinen Fall mehr gehen, es sei denn, du bist Fan von KI-Entrauschung. Ich bin es nicht und habe auf den zusätzlichen Schritt in der Nachbearbeitung keine Lust.
Aber um fair zu sein: Alles über ISO 6400 mag ich an keiner meiner Kameras, egal welche Sensorgröße. Sodass ich diese Zahl immer als maximalen ISO-Wert bei meinen Kameras eingestellt habe.
Fazit zur Panasonic Lumix G9II
Definitiv ist die Panasonic Lumix G9II neben der OM-1 (II)* von OM System (ehemals Olympus) die beste MFT-Kamera am Markt. Mit dem schnellen Phasen-Autofokus-System ist endlich der Anschluss an die Konkurrenz gelungen. Auch die Bildstabilisierung gehört System-übergreifend zu den Besten.
Wenn du mit den bekannten Nachteilen des MFT-Formates leben kannst (geringere Freistellung, schlechteres Rauschverhalten, Crop-Faktor), wirst du mit dieser Kamera viel Spaß haben.
Nur das große Gehäuse gefällt mir nicht, denn die Größe war immer eines der Hauptargumente für MFT. Ich wünsche mir eine Nachfolgerin für die GX80 oder GX9 mit dem gleichen Sensor und den Autofokus-Verbesserungen der G9II. Meiner Meinung nach würde das viele Kunden ins System zurückholen.
Kameras müssen für mich sowas wie eine Seele haben. Es muss buchstäblich sofort „Klick“ machen, dass aus uns was wird. Das vermisse ich an der Lumix. Versteh mich nicht falsch, die technischen Spielereien sind top, nur hat sich für mich in der zweiwöchigen Testphase nie wirklich eine Art Spaßfaktor eingestellt. 🤷♂️
Für wen ist diese Kamera also geeignet?
Wenn du schon heavy in das MFT-System investiert bist und mehrere Objektive hast, dann ist die neue Lumix auf jeden Fall eine gute Wahl. Spielst du mit dem Gedanken eines Systemwechsels, ist die Angelegenheit nicht mehr so eindeutig.
Mit 1.899 Euro kostet der Body der Panasonic Lumix G9 Mark II* aktuell genauso viel wie die Lumix S5II*, die es hin und wieder durch eine Cashback-Aktion für unter 2K gibt. Das Gehäuse ist fast dasselbe (nur 82g Unterschied!), du bekommst allerdings einen vergleichsweise günstigen Einstieg ins Vollformat.
Du musst dir nur bewusst sein, dass die Objektive etwas größer sein können, was jedoch nicht immer der Fall ist. Schwere, sehr teure Leica-Linsen gibt es bei MFT genauso.
Wenn du es klein und kompakt magst, bist du mit beiden Kameras schlecht beraten. Für diesen Fall gibt es einige Alternativen…
👉 Fujifilm X100VI* – so schön retro! (5 Gründe warum ich sie mir kaufe)
👉 Nikon Z fc* – auch retro, Objektive wechselbar und nur 1.299€ mit 40mm Objektiv
👉 Olympus OM-5*, wenn du im MFT-Universum bleiben möchtest
Zubehör für die Lumix G9II:
👉 Ersatz-Akkus + Ladegerät*
👉 Schnelle SD-Speicherkarte*
👉 Kamerabeutel für den Rucksack*
Weitere Testbilder mit der Lumix G9II
Die Top Features der Lumix G9II im Überblick:
- Neuer 25,2 Megapixel MFT-Sensor
- Phasen-Hybrid-Autofokus
- Verbesserter IBIS mit 8,0 Blendenstufen
- Serienbilder mit bis zu 60 Bilder/Sekunde
- OLED-Sucher (EVF) mit ca. 3,68 Mio. Pixeln
- LCD-Display mit 1,84 Mio. Bildpunkten
- Verschlusszeit max. 1/8.000
- Staub- und Spritzwasserschutz
Ich hoffe, dir hat mein Test der Lumix G9II gefallen und freue mich über einen Kommentar. Wenn dir inhaltliche Fehler auffallen, schreib mir gerne. 😊
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