Viele denken bei Mallorca sofort an den Ballermann, betrunkene Touristen und laute Schlagermusik. Aber wenn man sich die Insel mal genauer ansieht, entdeckt man eine ganz andere Seite: atemberaubende Natur, versteckte Wanderwege und Strände, die fast karibisch wirken. Mallorca hat so viel mehr zu bieten!
Ich habe für dich meine persönlichen Top 7 der schönsten Orte auf Mallorca zusammengestellt. Wenig überraschend – viele dieser Highlights findest du im Westen der Insel, wo sich die mächtige Serra de Tramuntana erhebt und spektakuläre Aussichten bietet.
Sóller: Im Tal der Orangen
Ein Ausflug nach Sóller gehört für mich zu jedem Mallorca-Urlaub dazu wie die Aioli (spanische Knoblauchcreme) aufs Brot.
Bereits aus der Ferne sieht man die imposante Pfarrkirche Sant Bartomeu (spanisch: San Bartolomé), wie sie sich zwischen den Häusern gen Himmel streckt. Sie wurde direkt am größten Platz des Ortes gebaut, dem Plaça Constitució.
Zahlreiche Cafés und Restaurants locken hungrige Urlauber an. Allerdings ist Sóller insbesondere in den Sommermonaten so überlaufen, dass kaum noch ein freies Plätzchen in den Außenbereichen zu finden ist. Beschaulicher geht es da schon in der Nebensaison zu, wenn fast nur noch echte Mallorca-Liebhaber unterwegs sind, die genau wissen, wann die Touristenströme langsam abebben.
Meine Empfehlung: Statte der Cafeteria „El Petit“ einen Besuch ab. Dort bekommst du nicht nur leckeres Eis aus eigener Produktion kredenzt, sondern auch frisch gepresste Orangensäfte mit Früchten aus der Region. Sóller liegt nämlich im Tal der Orangen, am Fuße der Tramuntana mit ihrer höchsten Erhebung, dem Puig Major (1445 Meter). Dabei kannst du das Gewusel im Zentrum des Städtchens beobachten und die historische Straßenbahn vorbeirattern sehen.
Mehrere Wege führen in den malerischen Ort – die schnellste durch den rund 3 Kilometer langen Auto-Tunnel von Bunyola aus. Bis Dezember 2017 gehörte dieser zu den teuersten Tunneldurchfahrten in ganz Europa. Fast 5 Euro musste man für eine einfache Fahrt mit dem PKW berappen. Doch die Inselregierung kaufte dem privaten Betreiber seine Lizenz ab und verlangt kein Geld mehr. Mutmaßlich kommen seitdem noch mehr Tagestouristen in den Ort, was nicht unbedingt positiv ist, weil es sowieso schon immer rammelvoll war.
Einige haben in der Vergangenheit lieber die Serpentinenstraße genommen, um die Urlaubskasse zu schonen, aber das muss sich nun niemand mehr antun. Wobei ich mich mal verfahren habe und aus Versehen (frag nicht, wie ich das geschafft habe 🫣) den Berg nach Sóller genommen habe. So schlimm war das gar nicht. 🙂
Deutlich schöner, aber auch rustikaler, ist die Fahrt nach Sóller mit der historischen Eisenbahn, dem ‚Roten Blitz‘. Von der Inselhauptstadt Palma aus rumpelt sich der El Tren de Sóller vier Mal täglich seinen Weg ins Gebirge. Vorbei an atemberaubenden Landschaften, durch 13 Tunnel hindurch und mit einem Fotostopp, der einen sensationellen Blick über den Talkessel eröffnet.
Port de Sóller – Schöner Hafen mit Tradition und ellenlanger Promenade
Wenn du schon in der Gegend bist, dann sollte auch ein Abstecher in den Hafen drin sein. Denn dieser gehört unbedingt auf die Liste der schönsten Mallorca-Orte! Port de Sóller erreichst du von Sóller aus innerhalb weniger Fahrminuten mit dem Auto oder standesgemäß mit der 1913 in Betrieb genommenen elektrischen Straßenbahn.
Die kilometerlange Promenade bildet das Herzstück des Küstenortes. Darauf befinden sich unzählige Restaurants und Cafés mit bestem Blick über die Bucht sowie die Boote der betuchten Gesellschaft. Auch hier gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Im Sommer lässt sich kaum ein Fuß vor den anderen setzen.
Auch ein erfrischendes Bad bietet sich an, sofern du ein freies Plätzchen am Strand findest.
Unbedingt auf dich nehmen solltest du den Weg hoch zum Meeresmuseum (Museu de la Mar), der unweit der Straßenbahn-Endhaltestelle abgeht. Weniger wegen dem Museum als wegen der phänomenalen Aussicht über das offene Meer. Zwar verirren sich auch hierhin noch Leute, aber lange nicht so viele, wie sich ganz unten im Ort tummeln. Aber Achtung, an stürmischen Tagen weht ein irrer Wind dort oben!
Wenn du schon in Port de Sóller bist, bleib am besten gleich bis in die Abendstunden. Am Leuchtturm, der linker Hand über eine kleine Küstenstraße zu erreichen ist, erlebst du einen der spektakulärsten Sonnenuntergänge auf Mallorca, wenn die glutrote Sonne am Horizont im Wasser versinkt.
Mit etwas Glück lernst du dort auch die heimlichen „Besitzer“ des Aussichtspunktes kennen – die wilden Katzen, die in der Hoffnung angestromert kommen, etwas Futter oder eine Streicheleinheit abzustauben.
Einmal im Jahr, am Montag nach dem zweiten Sonntag im Mai, feiert das Städtchen das Piratenfest Es Firó. Dann stellen hunderte mit Schuhcreme bemalte Statisten einen Überfall nordafrikanischer Korsaren vom 11. Mai 1561 nach. Zunächst landen die Piraten mit ihren Booten an der Küste, wo sie schon von Einheimischen erwartet werden. Unter viel Geschrei und lautem Geknalle gehen beide Seiten aufeinander los. Am Nachmittag findet der große Höhepunkt am Rathaus von Sóller statt.
Gut gemeinter Ratschlag…zieh nicht deine besten Klamotten an. Du kannst mir hinterher danken! 😜
Das Künstlerparadies Deiá
Etwas höher gelegen ist Deiá mit seinen gerade einmal 674 Einwohnern (Stand: 01. Januar 2022), auch bekannt als das Künstlerdorf der Insel, weil sich hier viele Kunstschaffende niederließen, um sich Inspiration zu holen. Zu nennen wären hier unter anderem Pablo Picasso, Andrew Lloyd Webber, der deutsche Maler Ulrich Leman und der britische Schriftsteller Robert Graves.
Prinzessin Diana residierte einst im Luxushotel Belmond La Residencia. Auch Popstar Robbie Williams urlaubte hier schon mit seiner späteren Ehefrau Ayda Field.
Am Fuße des 1000 Meter hohen Berges Puig del Teix einen Parkplatz zu finden, kann sich in Stoßzeiten als schwierig erweisen. In den Sommermonaten ist es oftmals sogar unmöglich. Dafür entschädigt die pittoreske Kulisse des Ortes für jegliche Scherereien, wenn du doch ein freies Plätzchen gefunden hast.
Ein Spaziergang vorbei an grün bewachsenen Fincas, Landhotels und Einkaufsläden lohnt sich eigentlich immer. Vielleicht nur nicht zur Mittagszeit, wenn die Sonne am höchsten steht. Ich empfehle einen Besuch am frühen Abend, dann ist das Licht zum Fotografieren nicht mehr so hart und es werden dir tolle Bilder der Berglandschaft gelingen.
Das Highlight von Deiá, wenn man das so nennen kann, ist der Friedhof, der über dem Ort thront. Viele der Persönlichkeiten sowie völlig unbekannte Töchter und Söhne des Ortes liegen hier begraben.
Für einen Sprung ins kühle Nass bietet sich zwar die Cala Deiá weiter unten an, allerdings kann man die nicht wirklich als Strand bezeichnen. Nutze lieber deine kostbare Ferienzeit und fahr an einen anderen Strand, der nicht so steinig ist. Davon gibt es ja genug auf Mallorca.
Die Nebensaison ist – wie so oft – besser für einen Besuch des Ortes geeignet.
Valldemossa – Feriendomizil von Frédéric Chopin & George Sand
Eine weitere Perle Mallorcas ist das von Touristen nur so geflutete Valldemossa, das ebenfalls umgeben ist von den Erhebungen der Serra de Tramuntana. Im Sommer kippen hier die Reiseveranstalter ganze Busladungen an Tagestouristen ab, die für ein paar schnelle Fotos kommen, Souvenirshops leerkaufen und ruckzuck wieder das Weite suchen.
All der Rummel täuscht darüber hinweg, dass Valldemossa eigentlich ein idyllisches Fleckchen Erde und einer der schönsten Orte auf Mallorca ist.
Abseits der überlaufenen Hauptwege gibt es super schöne Gassen zu entdecken, in denen Katzen ihr Mittagsschläfchen halten und verschiedenfarbigste Blumen die Sonnenstrahlen einfangen.
Selbstverständlich buhlen etliche Restaurants um zahlende Kundschaft, bevor die Reisebusse und Mietwagen am Abend wieder verschwinden.
Großer Anziehungspunkt in Valldemossa ist die Kartause mit ihrem bildhübschen Rosengarten. Bekannt wurde dieser Ort durch den von Tuberkulose geplagten, polnischen Komponisten Frédéric Chopin und seine Geliebte, die französische Schriftstellerin George Sand. Beide verbrachten 1838/39 den Winter in dem Kartäuserkloster.
Daraus entstand das Buch „Ein Winter auf Mallorca“*, das noch heute Touristen scharenweise nach Valldemossa zieht.
Übrigens gibt es auch einen Hafen. Port de Valldemossa ist allerdings nur über eine verschlungene Serpentinenstraße zu erreichen und nur für diejenigen empfehlenswert, die angstfrei unterwegs sind. Ein Sprung in die Fluten kann man dort ruhig mal wagen, allerdings musst du mit hartem Gestein Vorlieb nehmen. Einen richtigen Sandstrand gibt es nicht.
Fornalutx – Das schönste Dorf Mallorcas
Durchquert man mit dem Auto die Ortseinfahrt von Fornalutx, dann wird einem klar, warum das Bergdorf seit Jahren immer wieder den spanienweiten Wettbewerb „Das schönste Dorf“ gewinnt.
Liebevoll geschmückte Steinhäuser wechseln sich mit Steintreppen und einer Pflanzenpracht ab, die man in den nicht sonderlich anschaulichen Epi-Zentren Port de Alcúdia, Pollença oder Arenal nicht ansatzweise zu Gesicht bekommt.
Wenn man sieht, wie Opis gemächlich den Weg fegen und es absolut keine Anzeichnen von Hektik gibt, dann wird man Zeuge des ursprünglichen Mallorcas. Wo nichts weiter entfernt, ist als der Stress der Großstadt mit seinen knatternden, stinkenden Wagenkolonnen.
Zu den Gottesdiensten lohnt sich ein Blick in die Pfarrkirche Santa Maria, die eine Orgel aus dem Jahr 1584 beherbergt.
Umstritten ist das alljährliche Fest Correbou, bei dem ein Stier durchs Dorf getrieben und anschließend geschlachtet wird. Mittlerweile ist man durch den Protest von Tierschützern jedoch dazu übergegangen, nur noch ein zahmes Tier durch den Ort zu führen, das hinterher weiterleben darf. So ists doch viel besser!
Cala Figuera – pittoresker Fischerhafen mit Flair
An dieser Stelle mache ich einen großen Sprung auf die andere Seite der Insel. Im Südosten befindet sich der kleine Fischerhafen Cala Figuera.
Wenn du auf Partytempel oder Cluburlaub stehst, dann bist du hier definitiv an der falschen Adresse.
Nur einige wenige Hotels und Pensionen gibt es im Ort. Dafür lässt es sich herrlich bei wundervoller Kulisse ausspannen. Einen Strand gibt es nicht, dafür laden täglich einige der letzten verbliebenen Fischer Mallorcas ihren Fang ab.
Auch wenn du nichts kaufst, wirf ruhig einen Blick auf die Traditionsarbeit dieser Menschen.
Tipp: Im Restaurant „Pura Vida“ kannst du beim Mittagessen (vielleicht bei frischem Fisch?) den Blick übers Meer genießen. Es gibt noch einige weitere Restaurants und sogar eine Pizzeria („Es Port“), die ganz gute Bewertungen hat.
Wenn du baden gehen willst, kann du das in den angrenzenden Orten Cala Llombards und Cala Santanyí ausgiebig tun. Stelle dich aber auf die Ölsardinen-Behandlung ein.
Es gibt übrigens auch eine gleichnamige Badebucht Cala Figuera, diese liegt ganz im Norden bei Cap Formentor. Nach einem mittelmäßig schweren „Abstieg“ hatte ich das Meer ganz für mich allein.
Biniagual – wo die Zeit stehengeblieben ist
Und jetzt komme ich zu meinem Geheimtipp, den du garantiert in keiner Hotelbroschüre finden wirst.
Biniagual (gehört zur Gemeinde Binissalem) ist ein winzig kleines Örtchen in der Inselmitte, das man fast mit der Lupe suchen muss, um es auf der Mallorca-Karte zu finden.
Nur einige wenige Häuser mit etwa 10 Einwohnern säumen die gepflasterte Straße. Im „Zentrum“ steht ein kleiner mit Blumenkübeln verzierter Brunnen. An farbenfrohen Büschen machen sich Taubenschwänzchen ans Werk, von denen man hier in der Stille viele beobachten kann.
Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Ich hoffe, dass das auch noch lange so bleibt, denn solche idyllischen Plätze findet man leider nur noch selten.
Weitere Ziele, die du unbedingt sehen musst, findest du in meinen Beiträgen mit 9 Ausflugs-Tipps für Mallorca und Empfehlungen für Mallorca im Frühling. Perfekt, um Ideen zu sammeln, bevor es endlich in die Sonne geht! Ich wünsche einen schönen Urlaub. ☀
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