Normalerweise ist ein Urlaub am Meer für Asthmatiker eine gute Idee. Die salzhaltige Seeluft übt eine wohltuende Wirkung auf die geplagten Atemwege aus. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel und so sind wir im USA-Urlaub auf ein Phänomen gestoßen, das uns bis dato völlig unbekannt war – die sogenannte Florida Red Tide, die nicht nur für Asthma-Patienten gefährlich ist.
Nach drei Stunden Autofahrt von der Ostküste Floridas an die Westküste waren wir endlich am Ziel angekommen – dem Golf von Mexiko bei Naples. Endlich ins Meer springen! Endlich Abkühlung von der tropisch-schwülen Hitze!
Als wir am Naples Pier das erste Mal einen Blick auf den Ozean werfen wollten, wurden wir bereits von Hinweisschildern begrüßt, auf denen vor der Red Tide gewarnt wurde: „Heutiger Zustand des Strandes – es herrscht die Florida Red Tide“.
„Wenn Sie eine Atemwegserkrankung wie Asthma haben, dann meiden Sie den Strand während der Red Tide.“
Obwohl meine Freundin Asthma hat, liefen wir wie Herdentiere den anderen Touristen hinterher, um den weißen Traumstrand zu sehen. Dabei fiel uns auf, dass tatsächlich auffällig viele Menschen von Husten geplagt waren, was eine der Nebenwirkungen der Red Tide ist. Auch ich hab ein paar Mal röcheln müssen.
Später wollten wir noch an einen etwas weiter entfernten Strand im Delnor-Wiggins Pass State Park baden gehen. Doch wieder machte uns die Rede Tide einen Strich durch die Rechnung. Ein vermummter Park-Ranger, der zum Schutz in ein Halstuch atmete, riet uns dringend davon ab, weiterzufahren. Akute Gesundheitsgefahr! Zähneknirschend drehten wir um und fuhren nach Miami zurück.
Aber was ist die Florida Red Tide denn nun?
Red Tide, was übersetzt so viel wie „rote Flut“ bedeutet, ist ein natürliches Phänomen, bei dem es zu einer erhöhten Konzentration von Mikroalgen im Wasser kommt. Am häufigsten werden die Florida Red Tides am Golf von Mexiko von Karenia brevis hervorgerufen, meist im Spätsommer oder Frühherbst. Nährstoffreiches Wasser aus der Tiefe steigt an die Meeresoberfläche.
Aufgrund der warmen Sonneneinstrahlung wird das sprunghafte Wachstum der Algen gepusht und das Wasser färbt sich oftmals großflächig rot. Es kann allerdings auch braune oder grüne Farbtöne annehmen oder einfach seine natürliche Farbe behalten. Wir haben zum Beispiel gar nichts gesehen.
Die winzigen Algenorganismen, die nun plötzlich in einer riesigen Zahl vorkommen, produzieren eine Reihe von Giften, sodass auch massenhaft Fische während der Roten Tiden verenden.
Als weiterer Faktor, der zur Entstehung der Florida Red Tide beiträgt, gilt außerdem das durch die Landwirtschaft belastete Wasser des Lake Okeechoobee, das ins Meer fließt.
Bei unserem zweiten Strandbesuch, hatten Helfer gerade erst die Kadaver weggeräumt, deshalb schwirrten noch unzählige Fliegen um uns herum.
Da Karenia brevis nur in Gewässern mit einer gewissen Salzkonzentration dauerhaft überleben kann, kommen die Organismen nicht in Süßwasserseen oder Flüssen wie den Everglades vor.
Hier seht ihr ein interessantes Video, warum der Mensch zur Entstehung der Red Tide maßgeblich beiträgt…
Die rote Flut ist auch für Menschen gefährlich
Die von den Algen produzierten Gifte (Brevetoxine) schädigen nicht nur das Nervensystem von Fischen, die bei ihnen zum Tod führen.
Durch Wellengang werden die Algenzellen aufgebrochen. Somit werden die Gifte freigesetzt und über die Atemluft auch von uns Menschen aufgenommen. Für Asthmatiker und andere lungengeschädigte Personen kann sich das besonders negativ auswirken. Allerdings können günstige Winde die Effekte abmildern, sodass wohl nicht bei jedem kurzzeitigen Kontakt gleich dauerhafte Schäden zu erwarten sind.
Trotzdem sollten vor allem chronisch kranke Menschen den Strandspaziergang während einer Red Tide vermeiden. Laut ‚myfwc.com‘ ist es aber für die meisten Leute sicher, während der Florida Red Tide im Meer zu schwimmen. Allerdings kann das zu Hautirritationen und brennenden Augen führen. Aber mal ehrlich, wer will schon freiwillig seine Gesundheit gefährden, geschweige denn neben toten Fischen baden?
Auch den Verzehr von Muscheln, Austern oder Fisch aus dem betroffenen Gebiet sollte man tunlichst unterlassen. Erhitzen oder das Einfrieren sorgen nicht für eine Zerstörung der Gifte, welche die Tiere über das Wasser aufgenommen haben.
Wie lange dauert eine Red Tide?
Abhängig von verschiedenen Faktoren wie dem Sonnenlicht, der Nährstoffe sowie Wind und Strömung kann die Dauer einer Red Tide unterschiedlich lang ausfallen.
Sie kann nur ein paar Tage, Wochen oder im schlimmsten Fall ein ganzes Jahr andauern. Außerdem ist Rückzug mit anschließender Rückkehr möglich.
Rote Tiden gibt es nicht nur in Florida
Rund um den Globus gibt es diese Roten Tiden. Zum Beispiel vor Kalifornien, Japan und Peru.
Aber auch deutsche Küsten sind betroffen. Laut eines Artikels der ‚Zeit‘ wurde im Sommer 1970 zum ersten Mal eine rote Flut vor Norderney festgestellt. Allgemein kommt das Phänomen vor europäischen Stränden aber wohl seltener vor.
In Florida wurden bereits um 1700 rote Tiden gesichtet. Selbst in den Aufzeichnungen spanischer Entdecker fanden sie Erwähnung, denen ein ungewöhnliches Fischsterben aufgefallen war.
Also immer die Augen offen halten, um Schilder auf die Red Tide hinweisen, dann kann auch nichts passieren.
*** Die meisten Informationen für diesen Artikel habe der Webseite der Florida Fish and Wildlife Conversation Commission entnommen, weil ich das Thema selbst furchtbar interessant finde. Dort kannst du dich auch darüber informieren, ob gegenwärtig eine Red Tide in Florida stattfindet oder nicht.
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