Von wegen Hollywood-Glamour! Die Unterführung am Messedamm in Berlin ist bekannt aus etlichen Filmproduktionen und einer der bekanntesten Fotospots Berlins. Was auf Bildern richtig cool aussieht, ist in Wirklichkeit eine echte Sauerei. Ich will dir nicht die Illusion nehmen, aber hier kommt die Wahrheit über den Fußgängertunnel am ICC (Internationales Congress Centrum)…
Die unter Denkmalschutz stehende Unterführung, die sich an der Kreuzung Neue Kantstraße und Messedamm befindet, kennst du vielleicht aus den „Tributen von Panem“ (im Original „Hunger Games“). Genauer gesagt dem zweiten Teil „Mockingjay“ (2015), in dem Katniss (Jennifer Lawrence) und ihre Rebellen sich unterirdisch in den Palast von Präsident Snow durchzukämpfen versuchen.
Auch Szenen aus „Die Bourne Verschwörung“ (2004), „Hanna“ (2011), „Captain America: Civil War“ (2016) und „Atomic Blonde“ (2017) wurden an diesem Ort gedreht.
Back to the 70s: Orangefarbene Kacheln und runde Deckenlampen
Und das hat natürlich einen Grund: Die Säulen und Wände mit ihren orangefarbenen Kacheln sowie die großen, kreisrunden Lampen an der Decke sehen schon geil aus. Als würde man eine Zeitreise machen und am anderen Ende des Tunnels direkt wieder in den 70ern rauskommen.
Tatsächlich wurde der Tunnel mit dem Namen „Passerelle“ im Jahr 1975 gebaut. Seitdem scheint sich jedoch nicht mehr viel viel getan zu haben.
Als ich das erste Mal zu dem Tunnel wollte, habe ich mich erstmal verlaufen. Ich dachte, der Fotospot würde sich unmittelbar in der U-Bahn und S-Bahn Station Messe Nord/ICC befinden. Also bin ich dort erfolglos rumgeirrt. Ich wollte schon aufgeben und mich zum nahegelegenen ZOB-Busbahnhof begeben, wo mein Flixbus zurück nach Dresden abfahren sollte.
Plötzlich sehe ich eine Treppe nach unten und die charakteristischen Lampen des Hollywood-Fußgängertunnels (Google Maps). Da war er also, der feuchte Traum eines jeden Hobbyfotografen, der auf Instagram immer so cool aussieht! Und ja, irgendwie ist er das auch. Wenn es da nicht ein paar negative Punkte geben würde.
„Berlins schmutzigster Tunnel“ stinkt zum Himmel
Erstens…es stinkt! Ich wurde von einer dicken Gras-Wolke begrüßt. Dort haben Skater ihre Runden gedreht und wenn ich tippen dürfte, haben die nicht nur an einer normalen Zigarette gezogen. Ist ja auch nicht weiter schlimm. Aber als ich der Location jetzt im November noch mal eine Chance geben wollte, stank es nach Urin. Die Skater waren immer noch da, die Rolltreppen kaputt. Einige Lampen funktionieren nicht mehr und die Wände sind beschmiert (leider nicht künstlerisch wertvoll).
Außerdem kleben die Rückstände menschlicher Hinterlassenschaften eklig unter den Schuhen. Und schließlich liegt überall Müll herum. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für ein gemütliches Fotoshooting. Für die ‚BZ‘ ist die Messedamm-Unterführung sogar „Berlins schmutzigster Tunnel“, wie sie in einem Beitrag schreibt.
Der ICC-Fußgängertunnel soll geschlossen werden
Offenbar hat auch die Stadt Berlin erkannt, dass der Fußgängertunnel am ICC nicht so bleiben kann und plant nun, ihn zu schließen. Das hat wohl laut eines RBB-Berichts nicht nur hygienische Gründe, sondern auch praktische und finanzielle.
Die Unterführung am Messedamm ist nicht barrierefrei und die Unterhaltskosten belaufen sich auf satte 350.000 Euro pro Jahr. Eine überarbeitete Kreuzung mit Fußgängerampel würde das Problem lösen.
Allerdings soll nur das Vergabeverfahren bis 2026 dauern. Danach muss ja noch gebaut werden. Es werden also noch einige Jahre ins Land gehen, bis der Tunnel endgültig geschlossen wird. Bis dahin kann er weiter als Filmkulisse oder Fotospot herhalten, wenn man mit dem Müll und Geruch klarkommt.
Und wer weiß, vielleicht wird aus der geplanten Schließung auch eine Neugestaltung? Eine Reihe an Berliner Architekten und Raumgestaltern hat sich die „Passerelle“ vorgeknöpft und ein Beispiel vorgelegt, was mit der Unterführung passieren kann. Unter anderem könnten Bepflanzungen und Bildschirme für ein angenehmeres Durchqueren sorgen.