Stellst du dir auch oft die Frage, ob eine kompakte Systemkamera mit Micro-Four-Thirds-Sensor wirklich mit einer großen Vollformatkamera mithalten kann? Die Panasonic Lumix G9II verspricht, genau das zu leisten. In meinem ausführlichen Test habe ich die Kamera auf Herz und Nieren geprüft und verrate dir, ob sie mein Herz als Hobbyfotograf erobern konnte. Dabei gehe ich nicht nur auf die technischen Daten ein, sondern auch auf meine persönlichen Erfahrungen und Eindrücke.
Einen Dank möchte ich direkt an meinen Partner Foto Koch aussprechen, der mir die Lumix G9II* für zwei Wochen als Leihgabe zur Verfügung gestellt hat. Wenn du meinen Blog unterstützen möchtest, kaufe gerne über meine Partnerlinks.🧡
Panasonic Lumix G9II Technische Daten | |
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Sensor | 25,2 MP Live MOS MFT-Sensor |
ISO-Bereich | 100 – 25.600 (erweiterbar auf ISO 50 – 102.400) |
Bildstabilisator | 5-Achsen-Bildstabilisierung (Dual I.S. 2) |
Autofokus | Phase Detection Autofokus (PDAF) mit 779 Punkten |
Serienbildgeschwindigkeit | 60 Bilder pro Sekunde mit AFC (Autofokus-Tracking) |
Videoaufnahme | 5.7K 60p, 4K 120p, 10-bit 4:2:2 interne Aufzeichnung |
Sucher | OLED Sucher mit 3,68 Millionen Bildpunkten |
Display | 3 Zoll, 1,84 Millionen Bildpunkte, Touchscreen, dreh- und schwenkbar |
Akkulaufzeit | Ca. 390 Bilder, 1350 Bilder im Power-Save-Modus (mit DMW-BLK22 Akku) |
Speicherkarten | 2x SD (UHS-II kompatibel) |
Anschlüsse | USB-C, HDMI Typ A, 3,5mm Kopfhörer, 2,5mm Fernauslöser |
Abmessungen | 134,3 x 102,3 x 90,1 mm |
Gewicht | Ca. 658g (mit Akku und Speicherkarte) |
Kamera-Body: Eine MFT im S5II-Gewand
Die Panasonic Lumix G9II ist zwar etwas größer als ihre Vorgängerin, aber die Unterschiede sind marginal. Das Gehäuse besteht aus einer robusten Magnesiumlegierung, die der Kamera ein hochwertiges Gefühl verleiht und sie gleichzeitig widerstandsfähig macht. Dank der ausladenden Griffmulde liegt sie bombenfest in der Hand, selbst mit größeren Objektiven. Das etwas knuffigere Design der G9 vermisse ich allerdings schon ein wenig.
Meine Lumix GX80, mit der ich in New York unterwegs war, war kompakter und immer zuverlässig. Deshalb frage ich mich, ob man einen MFT-Sensor wirklich in ein so großes Gehäuse packen muss. Aber gut, die Ergonomie und die Robustheit sprechen für sich.
Die Anordnung der Knöpfe und Drehräder ist durchdacht und erinnert an die Panasonic S5II*. Das Dreier-Set für Weißabgleich, ISO-Wert und Belichtungskorrektur liegt gut unter den Fingern. Der Joystick zur Verschiebung des Fokuspunkts ist ausreichend groß und präzise, auch wenn ich feststellen musste, dass er nicht immer sofort auf meine Eingaben reagierte. Dies könnte jedoch ein softwareseitiges Problem sein, das hoffentlich per Firmware-Update behoben wird.
Über den mittigen Schalter lässt sich blitzschnell zwischen den Modi AF-S, AF-C und MF umschalten. Die zahlreichen Funktionstasten bieten viel Raum für individuelle Anpassungen. Besonders praktisch finde ich das linke Drehrad, mit dem man schnell in den Serienbildmodus, Selbstauslöser und zu den High-Res-Shots wechseln kann.
Die Wetterfestigkeit (Staub- & Spritzwasserschutz) habe ich zwar nicht explizit getestet, aber die stabile Bauweise und die abgedichteten Anschlüsse lassen vermuten, dass die G9II auch widrigen Bedingungen standhält. Schließlich hat meine S5 schon mal einen heftigen Regenschauer unbeschadet überstanden, und ich gehe davon aus, dass die G9II ähnlich robust ist. Temperaturen soll sie jedenfalls von -10°C bis +40°C aushalten können.
Sucher und Display – Klare Sicht in jeder Lage
Der elektronische Sucher (EVF) der G9II ist ein echter Hingucker. Mit 3,68 Millionen Pixeln bietet er eine gestochen scharfe Darstellung und wirkt sehr natürlich. Die Bildwiederholrate von bis zu 120 Bildern pro Sekunde sorgt für ein flüssiges Bild, selbst bei schnellen Bewegungen. Die Vergrößerung ist im Vergleich zur Vorgängerin leicht zurückgegangen, was in der Praxis bedeutet, dass ein größerer Teil des Bildes sichtbar ist, ohne den Kopf bewegen zu müssen.
Das 3-Zoll-Touchscreen-Display löst mit 1,84 Mio. Bildpunkten auf und übertrifft damit sogar die professionelle Sony Alpha 9II und die A7IV. Die Touchfunktion ist praktisch, um den Fokuspunkt schnell zu verschieben oder Einstellungen vorzunehmen, obwohl ich sie persönlich eher selten nutze. Übrigens hatte ich bei Sonnenschein keine Probleme, auf dem Display alles zu erkennen – es ist schön hell, wie es sein muss.
Insgesamt bieten sowohl der Sucher als auch das Display der G9II eine hervorragende Leistung. Der Sucher ist ein echtes Highlight und gehört zu den besten, die ich bisher in einer MFT-Kamera gesehen habe.
Bildstabilisator – Perfekt für zittrige Hände
Der Bildstabilisator der G9II ist (wie erwartet) einfach eine Wucht! MFT-Kameras sind ja ohnehin bekannt für ihre hervorragende Bildstabilisierung, aber die G9II setzt hier noch einen drauf. Mit einer Kompensationsleistung von bis zu 8 Blendenstufen lässt sie selbst viele Vollformatkameras alt aussehen.
Im Vergleich zur Vorgängerin ist das ein deutlicher Sprung. Die G9 schaffte es mit Dual I.S. (interner + optischer Bildstabilisator) nur auf 6,5 Blendenstufen. Das mag auf den ersten Blick nicht viel klingen, macht in der Praxis aber einen großen Unterschied, besonders bei längeren Brennweiten oder schlechten Lichtverhältnissen. Dank der verbesserten Stabilisierung kann in vielen Situationen auf ein Stativ verzichtet werden.
Selbst bei längeren Brennweiten und ohne Stativ gelingen mir sehr gute Ergebnisse. Ich habe damit schon einige Langzeitbelichtungen gemacht, ohne dass das Bild nennenswert verwackelt ist. Zum Beispiel habe ich bei Tageslicht einen kleinen Wasserfall mit einer Belichtungszeit von einer Sekunde fotografiert – und das ohne ND-Filter! Das Ergebnis war ein weiches Wasser und ein scharfer Vordergrund.
Der Abstand zu stabilisierten APS-C oder Vollformat-Kameras ist mittlerweile jedoch geringer geworden. Bei meinem Test der Retro-Kamera Nikon Zf hatte ich es ebenfalls mit einem sehr guten Bildstabilisator zu tun.
Einen schönen Eindruck, wie sich der IBIS der Lumix G9II beim Filmen verhält, bekommst du im folgenden Video von Richard Wong. Für wirklich ultra stabile Aufnahmen brauchst du trotzdem einen Gimbal. Meine Empfehlung ist die DJI Pocket 3*, die du sogar in der Hosentasche verschwinden lassen kannst.
Phasen-Autofokus – Schnell und zuverlässig
Mit der Lumix G9II hat Panasonic einen großen Schritt nach vorne gemacht und endlich einen modernen Hybrid-Phasendetektions-Autofokus eingeführt. Dieser war erstmals in der Vollformatkamera Lumix S5II zum Einsatz gekommen und findet nun Einzug in das MFT-Segment.
Der neue Autofokus basiert auf 779 AF-Messfeldern und bietet eine verbesserte Erkennung für Körper, Gesichter, Köpfe, Augen, Tiere und Fahrzeuge. Panasonic gibt eine AF-Empfindlichkeit zwischen -4 und +18EV an, was eine zuverlässige Fokussierung auch bei schwierigen Lichtverhältnissen verspricht.
Was bedeutet das in der Praxis?
- Schnellere Fokussierung: Dank der hohen Anzahl an AF-Messfeldern und der verbesserten Algorithmen ist die Fokussierung der G9II deutlich schneller als bei früheren Panasonic-Modellen.
- Höhere Genauigkeit: Die Kombination aus Kontrast- und Phasen-AF sorgt für eine präzise Fokussierung, selbst bei schwierigen Lichtverhältnissen und kontrastarmen Motiven.
- Zuverlässige Motivverfolgung: Die verbesserte Objekterkennung ermöglicht es der Kamera, Motive wie Menschen, Tiere und Fahrzeuge zuverlässig zu verfolgen, auch wenn sie sich bewegen.
Sehr gute Bildqualität – mit Einschränkungen bei Nacht
Die Bildqualität der Lumix G9II ist ausgezeichnet. Die erhöhte Auflösung von 25,2 Megapixeln sorgt für eine höhere Detailgenauigkeit, besonders beim Croppen oder bei großen Ausdrucken. Allerdings ist das Bokeh bei MFT-Kameras weniger ausgeprägt als bei Vollformat, was bedeutet, dass man für eine schöne Hintergrundunschärfe lichtstarke Objektive benötigt. Eine Blende von f/1.7 ergibt umgerechnet nur einen Unschärfe-Effekt wie f/3.4 an Vollformat.
Das Rauschverhalten der G9II ist bis ISO 1600 sehr gut, aber ab ISO 3200 wird es sichtbarer, und bei ISO 6400 nimmt es deutlich zu. Das ist typisch für Kameras mit kleineren Sensoren, aber moderne Bildverarbeitungsprogramme wie Lightroom können hier mit ihren Entrauschungsfunktionen Abhilfe schaffen.
Verglichen mit Vollformatkameras bleibt der kleinere Sensor natürlich im Nachteil, besonders bei der Freistellung und dem Rauschverhalten. Dennoch bietet die G9II eine hervorragende Bildqualität für den Alltag und punktet mit einem leichteren Gewicht und einer guten Handhabung.
Auch wenn sie leider das gleiche Gehäuse wie die Lumix S5II nutzt und daher nicht kleiner ist als eine typische Vollformatkamera, kann die G9II in Kombination mit den leichten und kompakten MFT-Objektiven ihre Stärken voll ausspielen.
Ein weiterer Vorteil des Micro-Four-Thirds-Systems ist der Crop-Faktor von 2x, der besonders für Landschafts- und Naturfotografen interessant ist. Durch den Bildausschnitt wird zum Beispiel aus einem 70mm-Objektiv eine effektive Brennweite von 140mm, was mehr Reichweite bei Teleaufnahmen bietet. Trotzdem bleibt das Objektiv vergleichsweise klein und leicht.
Damit du dir selbst einen Eindruck über die Bildqualität verschaffen kannst, habe ich dir einige RAW-Testbilder auf mein Google Drive gepackt. Bitte nur für den privaten Gebrauch zum Testen verwenden.
Real-Time Luts – Fujifilm lässt grüßen
Mit der Real Time LUTs-Funktion der Panasonic Lumix G9II kannst du direkt in der Kamera deine eigenen Looks auf die Bilder und Videos anwenden. Du hast die Möglichkeit, bis zu 10 individuelle LUTs (Look-Up Tables) auf die Kamera zu laden, die dann automatisch auf deine JPGs angewendet werden. Dadurch kannst du deine Fotos schon beim Aufnehmen so gestalten, wie du es dir vorstellst, ohne später aufwändig in Lightroom & Co. nachbearbeiten zu müssen.
Diese Funktion ist ähnlich den „Rezepte“-Modi, die du vielleicht von Fujifilm-Kameras kennst, bietet dir jedoch noch mehr Anpassungsmöglichkeiten. Du kannst deine bevorzugten Farbstile direkt in der Kamera verwenden, was dir mehr Flexibilität beim Fotografieren gibt. Erstellt werden können diese LUTs zum Beispiel in Photoshop oder Davinci Resolve.
Falls du trotzdem die Möglichkeit haben möchtest, später noch Anpassungen vorzunehmen, kannst du im RAW + JPG-Modus fotografieren. So erhältst du das bearbeitete JPG mit der angewendeten LUT und zusätzlich die unbearbeitete RAW-Datei, die du nach Belieben weiterbearbeiten kannst.
Fazit zur Panasonic Lumix G9II
Die Panasonic Lumix G9II ist definitiv ein ernstzunehmender Konkurrent zur OM-1 von OM System. Beide Kameras bieten eine hervorragende Bildqualität und sind bestens für anspruchsvolle Fotografen geeignet. Die G9II punktet vor allem mit ihrem schnellen Autofokus und der guten Bildstabilisierung.
Wenn du bereits tief im MFT-System verwurzelt bist und mehrere Objektive besitzt, ist die G9II eine logische Weiterentwicklung. Aber auch für Umsteiger von anderen Systemen kann sie interessant sein, vor allem, wenn du Wert auf eine kompakte und leichte Kamera-Objektiv-Kombination legst.
Vergleich zur Lumix S5II
Überlegst du einen Wechsel ins Vollformat, solltest du dir auch die Lumix S5II* genauer ansehen. Beide Kameras teilen sich fast das gleiche Gehäuse und bieten ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Mit der S5II bekommst du einen größeren Sensor und damit ein besseres Bokeh und weniger Rauschen bei hohen ISO-Werten. Allerdings sind die Objektive in der Regel etwas größer und schwerer.
Alternativen, die noch deutlich kleiner sind….
👉 Fujifilm X100VI* – so schön retro! (5 Gründe warum ich sie mir kaufe)
👉 Nikon Z fc* – auch retro, Objektive wechselbar und nur 1.299€ mit 40mm Objektiv
👉 Olympus OM-5*, wenn du im MFT-Universum bleiben möchtest
Zubehör für die Lumix G9II:
👉 Ersatz-Akkus + Ladegerät*
👉 Schnelle SD-Speicherkarte*
👉 Kamerabeutel für den Rucksack*
Weitere Testbilder mit der Lumix G9II
Ich hoffe, dir hat mein Testbericht der Lumix G9II gefallen und freue mich über einen Kommentar. Wenn dir inhaltliche Fehler auffallen, schreib mir gerne. 😊