Die Fujifilm X100VI tritt in die großen Fußstapfen ihrer Vorgängerin und verspricht einiges: Mit einer gelungenen Mischung aus klassischem Design und moderner Technik weckt sie bei Fujifans großes Interesse – Lieferengpässe hin oder her. Nach zwei Monaten intensiver Nutzung möchte ich dir in meinem Testbericht verraten, ob die Investition für mich sinnvoll war und ob ich nach meiner Enttäuschung mit der X100V endlich zufrieden bin.
Meine zweite Chance für Fujifilm
Es war wirklich keine leichte Entscheidung: 1.799 Euro für eine Kamera, bei der man das Objektiv nicht wechseln kann? Da muss man schon gründlich überlegen. Zumal die ebenfalls großartige Sony A7IV noch in meiner Schublade liegt und mir bisher jede Menge Freude bereitet hat. Aber schlussendlich haben die Verbesserungen der X100VI mich doch überzeugt, der X100-Serie eine zweite Chance zu geben.
Fujifilm X100VI: Technische Daten | |
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Sensor | APS-C X-Trans 5 (40,2 Mio. Pixel) |
Prozessor | X-Prozessor 5 |
Objektiv | Fest verbautes 23mm f2.0 (entspricht 35mm an Vollformat) |
Bildstabilisator | 6 Blendenstufen Kompensation |
ND-Filter | 4 Blendenstufen |
Hybrider Viewfinder | OVF/EVF mit 3,69 Mio. Pixeln |
LCD-Display | Klappbar mit Touchfunktion (1,62 Mio. Pixel) |
Filmsimulationen | 20, inklusive Reala Ace |
Autofokus | Intelligenter AF mit Motiverkennung (Tiere, Vögel, Autos, Motorräder, Fahrräder, Flugzeuge & Züge) |
Gewicht | 521g |
Größe | 128 x 75 x 55 mm |
Gehäuse und Bedienelemente im Test
Das Gehäuse der Retro-Fuji, die im Februar 2024 vorgestellt wurde, ist wirklich beeindruckend. Es wirkt wie aus einem Guss gefertigt, mit Ober- und Unterseite aus einer Aluminiumlegierung, die nicht nur edel aussieht, sondern sich auch so anfühlt. Kein Knistern, kein Wackeln – und das trotz der oft kritisierten Produktion in China. Die fest montierten Drehknöpfe für ISO, Belichtungszeit und Belichtungskorrektur (-5.0 bis +5.0 EV in 1/3 Stufen) auf der Oberseite geben dazu ein angenehm sattes Klick-Feedback.
Im Vergleich zur X100V ist das Gehäuse der X100VI 2 mm tiefer und um 43 g schwerer. Allerdings ist das kaum spürbar: Mit einsatzbereiten 521 g bleibt sie erstaunlich leicht. In die Jackentasche passt sie jedoch wohl kaum – es sei denn, du trägst eine riesige Jacke. Und bequem wäre das auch nicht.
Ein Punkt, der mich gestört hat, ist der Griff – er ist für mich nach wie vor etwas zu klein. Deshalb habe ich mir gleich den optionalen Smallrig-Handgriff* dazu bestellt. Eine weitere Investition, die sich aber wirklich lohnt, weil die Ergonomie deutlich verbessert wird. Außerdem behebt der Griff einen ärgerlichen Design-Fehler: Bei montiertem Stativ wird die Klappe für das Batteriefach blockiert, da das Stativgewinde zu nah an der Klappe sitzt. Der Handgriff hat vier leicht versetzte Stativgewinde, die dieses Problem elegant lösen.
Es gibt einige anpassbare Knöpfe an der Fuji X100VI, die sich über das Menü mit anderen Funktionen belegen lassen. Zum Beispiel habe ich die FN2-Taste, die sich vorne am Hebel für den OVF/EVF befindet, für den schnellen Zugriff auf die Objekterkennung programmiert.
Design: Schwarz ist das neue Silber
Schon von Anfang an stand für mich fest, dass ich die schwarze Version der X100VI wollte. Das Silber der X100V sah anfangs zwar ganz schick aus, wurde aber schnell langweilig. Schwarz wirkt zeitloser, dezenter – perfekt für den „Stealth Mode“!
Kritikpunkte am Gehäuse:
- Seitenabdeckung aus Kunststoff für die Anschlüsse: Diese kleine Klappe sitzt nicht ganz fest und wackelt ein wenig. Im Alltag stört es mich nicht besonders, aber es bleibt ein kleiner Makel an einem ansonsten großartigen Gehäuse.
- Wetterfestigkeit: Diese erreicht man erst, wenn man einen zusätzlichen Filter montiert – also eine weitere Investition, die man bedenken sollte. Erst dann ist die Kamera vor Wasser und Staub geschützt. Ganz untertauchen würde ich sie trotzdem nicht, aber einen Regenschauer sollte sie locker aushalten.
- Joystick auf der Rückseite: Ich finde die Bedienung damit nicht besonders angenehm. Ein klassisches Steuerkreuz wäre mir lieber gewesen, aber das wurde schon seit der X100F weggelassen. Und der elegante rote Punkt auf der Vorderseite? Leider ebenfalls verschwunden.
Hybrider Viewfinder: Immer noch einzigartig
Der hybride Sucher der Fujifilm X100VI bleibt für mich nach wie vor ein echtes Highlight und ein Alleinstellungsmerkmal der Kamera. Es ist einfach faszinierend, dass man ihn sowohl als optischen Sucher als auch elektronisch nutzen kann – eine Flexibilität, die man bei kaum einer anderen Kamera findet.
Im optischen Sucher hast du sogar die Möglichkeit, dir die aktuellen Bildeinstellungen und das Histogramm anzeigen zu lassen, was dir hilft, die Belichtung direkt zu kontrollieren. Richtig praktisch! Trotzdem greife ich im Alltag lieber zum elektronischen OLED-Sucher, weil er einfach schärfer und präziser ist. Aber ab und zu auf den „analogen“ Modus umzuschalten, macht definitiv Spaß und gibt beim Fotografieren etwas Abwechslung.
Der elektronische Sucher der X100VI mit einer Auflösung von 3,69 Millionen Pixeln ist heutzutage guter Durchschnitt – nicht herausragend, aber auch nicht schlecht. Trotzdem finde ich das Sucherbild der X100VI überraschend klarer und angenehmer als das meiner Sony A7IV, obwohl beide dieselbe Auflösung haben. Woran das genau liegt, kann ich nicht sagen, aber es macht einen deutlichen Unterschied.
Klappbildschirm: Eine erfrischende Abwechslung
Was mich bei vielen anderen Kameras mittlerweile nervt, ist der schwenkbare Monitor. Jedes Mal muss man ihn umständlich ausklappen, wenn man das Display für kreativere Perspektiven nutzen möchte. Hier bietet der Klappbildschirm der X100VI eine willkommene Alternative.
Zwar lässt sich der Bildschirm nur horizontal nach oben klappen, aber man gewöhnt sich schnell daran. Besonders für Aufnahmen in Bodennähe ist das einfach super praktisch. Es geht schnell und unkompliziert – einfach runter mit der Kamera und abdrücken. Selfies mit Bildkontrolle kannst du aber vergessen.
Eine kleine, aber feine Neuerung: Der Bildschirm lässt sich nun bis zu einem Winkel von 45 Grad klappen, was noch mehr Flexibilität bietet.
Sensor und Auflösung wie bei den Spitzenmodellen
Die Fujifilm X100VI wurde mit dem aktuellen X-Trans 5 Sensor ausgestattet, der stolze 40 Megapixel bietet – derselbe Sensor, der auch in den Flaggschiffen X-T5 und X-H2 zu finden ist. Fujifilm bleibt also seiner Philosophie treu, erstklassige Technik auch in erschwinglichere Kameramodelle zu integrieren.
Dynamikumfang: Über- oder unterbelichtete Aufnahmen lassen sich in Lightroom problemlos retten, was bei modernen Kameras eigentlich schon Standard ist. Trotzdem versuche ich, mithilfe des Histogramms immer eine optimale Belichtung zu erzielen, um so viele Details wie möglich zu bewahren.
Die hohe Auflösung von 40 Megapixeln bringt jedoch sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich. Einer der größten Vorteile ist der größere Spielraum beim Beschneiden von Bildern – man kann ordentlich nachjustieren, ohne gleich an Qualität zu verlieren. Der Nachteil: Die größeren Dateigrößen (RAW: ca. 34-42 MB, RAW/JPG: ca. 25 MB) führen dazu, dass die Speicherkarte schneller voll ist und die Ladezeiten in Lightroom etwas länger ausfallen.
Aus persönlicher Sicht empfinde ich 33 Megapixel als idealen Kompromiss zwischen Praxistauglichkeit und Speicherbedarf.
Bewährtes Objektiv mit bekannten Problemen
Das fest verbaute 23mm-Objektiv der X100VI wird oft heiß diskutiert. Meiner Meinung nach liefert es jedoch ausreichend scharfe Bilder, egal ob im JPG- oder RAW-Format. Mit einer Blende von f2.0 eignet es sich hervorragend für Aufnahmen bei wenig Licht. Allerdings kann das Bokeh in manchen Situationen etwas unruhig wirken. Du kannst die Blende bequem am Objektivring zwischen f2 und f16 einstellen oder das Ganze einfach der Automatik überlassen. Die Naheinstellgrenze von 10 cm ermöglicht zudem tolle Nahaufnahmen.
Ein Kritikpunkt bleibt die etwas langsame Fokussierung und die leichte Lautstärke des Objektivs. Im Alltag fällt das aber kaum auf, da Umgebungsgeräusche meist lauter sind.
Das Filtergewinde der X100VI bleibt weiterhin bei 49mm, aber Vorsicht: Um einen UV- oder Polfilter aufzuschrauben, benötigst du einen Adapterring. Eine Sonnenblende ist leider ebenfalls nicht im Lieferumfang enthalten. Ich verwende die Haoge-Gegenlichtblende inklusive Adapterring* zusammen mit dem Tiffen Black Pro Mist Filter* in Stärke 1/8. Klar, beides ist nicht gerade günstig, aber sieht einfach gut aus und erfüllt seinen Zweck.
Ein oft gehörter Kritikpunkt bei Kameras mit Festbrennweite ist die vermeintliche Einschränkung durch das Fehlen eines Zooms. Doch genau das fördert die Kreativität: Du wirst gezwungen, deine Perspektive aktiver zu ändern, anstatt einfach nur zu zoomen. Das erweitert deinen fotografischen Horizont und macht das Fotografieren spannender.
Ich persönlich fotografiere fast ausschließlich mit 35mm- oder 50mm-Brennweiten, weil sie leicht sind und einfach mehr Spaß machen. Zum Vergleich: Die Ricoh GR IIIx ist zwar noch portabler, aber sie hat keinen so vielseitigen Sucher wie die X100VI und auch nicht die großartigen Filmsimulationen, die ich an der Fuji so sehr schätze.
Bildqualität: Nichts zu meckern
Ich muss zugeben, anfangs war ich von der Bildqualität der Fujifilm X100VI etwas enttäuscht. Ich hatte mich zu sehr in die Welt der Filmsimulationen hineinziehen lassen und viel Zeit damit verschwendet, die „perfekten“ Farben direkt aus der Kamera zu bekommen.
Schließlich habe ich aber erkannt, dass ich einfach ein RAW-Shooter bin. Dieses ständige Herumprobieren an Filtern und Rezepten wurde mir zu anstrengend.
Jetzt fotografiere ich standardmäßig mit „Pro Neg Std.“ und ein paar minimal angepassten Einstellungen. Das sorgt für ein optimales Histogramm und ein möglichst neutrales Bild beim Import in Lightroom – der perfekte Ausgangspunkt für die weitere Bearbeitung.
Wie gesagt, die Schärfe der X100VI empfinde ich als absolut ausreichend. Auch das Bildrauschen sieht selbst jenseits von ISO 6400 noch ansprechend aus. Besonders gut gefallen mir die RAW-Dateien der Fuji – meistens nutze ich mein Standard-Preset und muss nur noch Helligkeit und Weißabgleich anpassen.
Tipp zur Dynamikumfang-Einstellung:
Die Dynamikumfangseinstellungen beeinflussen nicht nur die JPG-Dateien, sondern wirken sich auch indirekt auf die RAW-Dateien aus. DR200% und DR400% reduzieren leicht den Kontrast und bewahren mehr Details in den Lichtern und Schatten. Um diesen erweiterten Dynamikumfang zu erreichen, erhöht die Kamera automatisch die Basis-ISO. Bei DR200 liegt diese bei ISO 250 und bei DR400 bei ISO 500, im Vergleich zur Standard-ISO von 125 bei DR100 (der normalen Einstellung).
Videofunktionen: Klasse, aber nicht auf Profi-Niveau
Natürlich kann die X100VI auch Videos aufnehmen, aber das ist für mich persönlich nicht relevant, und ehrlich gesagt habe ich diese Funktion noch nicht einmal ausprobiert.
Auf dem Papier klingt es beeindruckend: Die Kamera kann 4K-Videos mit bis zu 60p und sogar 6,2K (als erste X100-Kamera) mit 30p aufzeichnen. Als Formate stehen MOV, HEVC/H265 und MP4 zur Auswahl. Für mehr Flexibilität beim Color Grading kannst du sogar im kontrastarmen F-Log filmen.
Was mich jedoch überrascht, ist, dass Fuji bei einem so kleinen, aber wichtigen Detail gespart hat: Statt der schnelleren UHS-2-Schnittstelle ist nur die langsamere UHS-1-Schnittstelle für das Beschreiben der SD-Karte verbaut – und das bei den riesigen Datenmengen, die beim Filmen in höchster Qualität anfallen.
Dass die X100VI keine Profi-Videokamera ist, zeigt sich auch am 2,5-mm-Mini-Klinkenanschluss. Echt jetzt, Fuji? Da wäre doch Platz für einen 3,5-mm-Anschluss gewesen!
Immerhin lassen sich die beliebten Filmsimulationen auch auf Videos anwenden. Taylor Jackson zeigt in einem beeindruckenden YouTube-Testvideo, wie cineastisch die Aufnahmen der Fujifilm X100VI wirken können.
Filmsimulationen: 20 Varianten für den „perfekten“ Bildlook
Eines der großen Highlights der Fujifilm-Kameras sind ohne Frage die Filmsimulationen. Die X100VI bringt stolze 20 verschiedene mit, darunter die neueste namens „Reala Ace“. Meine Favoriten sind „Classic Chrome“ mit seinen gedämpften Farben und „Acros“, das für kontrastreiche Schwarz-Weiß-Aufnahmen sorgt.
Die Vielfalt der Einstellmöglichkeiten führt zu komplett unterschiedlichen Bildlooks – von modern bis retro, von entsättigt bis hin zu kräftig farbig. Wenn du nach Inspiration suchst, ist die Seite „fujixweekly“ die absolute Top-Adresse, besonders die Kategorie speziell für den X-Trans 5 Sensor.
Mein persönlicher Geheimtipp: Schau dir unbedingt diesen Artikel auf lifeunintended.com an – dort findest du sieben unglaublich coole Vintage-Rezepte!
Die einfachste Möglichkeit, die Filmsimulationen zu nutzen, ist über die kostenlose Desktop-Software Fuji X Raw Studio. Direkt an der Kamera ist das Einstellen (vor allem wegen des kleinen Joysticks) eine nervige Angelegenheit. Vom Punkt „Klarheit“ rate ich ab, da die Verarbeitung eines Bildes dadurch 1-2 Sekunden länger dauert – ein bekanntes Problem, das selbst der leistungsstarke Prozessor der X100VI nicht lösen konnte.
Wie schon erwähnt, hat mich das Herumspielen mit den Simulationen verrückt gemacht, daher fotografiere ich mittlerweile nur noch in RAW – so wie bei allen meinen Kameras seit Jahren.
Bildstabilisierung: Endlich in der X100-Reihe
Eine der größten Neuerungen der Fujifilm X100VI ist die integrierte 5-Achsen-Bildstabilisierung mittels Sensor-Shift-Technologie. Diese soll laut Hersteller bis zu 6 Blendenstufen kompensieren. Im Videomodus kann sogar ein digitaler Boost zugeschaltet werden, um noch stabilere Aufnahmen zu erzielen.
Ob mir der Bildstabilisator auf einer Fototour wirklich den Hintern retten wird, bleibt abzuwarten. Als nerdiger Hobbyfotograf finde ich es einfach gut, das Feature dabei zu haben. Trotzdem habe ich – trotz Stabilisator – schon verwackelte Fotos produziert, obwohl ich in der Regel recht ruhige Hände habe.
Vielleicht bringt das Experimentieren mit den IS-Einstellungen „Dauerhaft“ (immer aktiv) und „Nur Aufnahme“ noch Klarheit. Dazu werde ich mich noch einlesen. Im Fuji X Forum gibt es übrigens bereits eine Diskussion zu dem Thema.
Auf jeden Fall sind sehr niedrige Verschlusszeiten möglich. Einige englischsprachige Tester berichten, dass sie mit der X100VI aus der Hand bei 1/16 bis sogar 1 Sekunde fotografieren konnten.
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass der IBIS (In-Body Image Stabilization) von Olympus- oder Panasonic-Kameras dem der Fuji X100VI überlegen ist. Diese Hersteller haben jedoch einen klaren Entwicklungsvorsprung und kleinere Sensoren, die sich leichter stabilisieren lassen. Bereits 2012 brachte Olympus mit der OM-D E-M5 die weltweit erste Kamera mit einem 5-Achsen-Bildstabilisator auf den Markt.
Fujifilm hingegen stellte erst 2018 sein erstes Modell mit interner Bildstabilisierung vor – das Flaggschiff X-H1. Dennoch ist es beachtlich, dass es Fujifilm gelungen ist, den Body der X100VI nur geringfügig größer und schwerer zu machen und gleichzeitig einen Bildstabilisator zu integrieren. Selbst wenn er nicht ganz mit den größeren Modellen wie der X-T5 oder X-H2 mithalten kann, ist es eine tolle Leistung.
Autofokus: Schnelle Software, langsames Objektiv
Beim Autofokus hat Fujifilm ordentlich nachgelegt und die intelligenten Funktionen der größeren Schwestermodelle übernommen. Es handelt sich um einen Hybrid-Autofokus, der Kontrast- und Phasen-AF kombiniert.
Als ich abends in Hamburg unterwegs war, funktionierte der Autofokus sogar bei schwachem Licht überraschend gut, fast so schnell wie tagsüber. Allerdings waren meine Motive größtenteils statisch oder bewegten sich nur langsam. Hier zeigt sich, dass die AF-Software der Kamera sehr schnell arbeitet – schneller als das Objektiv selbst, das gelegentlich hinterherhinkt.
Der kontinuierliche Autofokus (C-AF) der X100VI sollte dank des neuen X-Prozessors 5 und fortschrittlicher Algorithmen eigentlich fast mit der Konkurrenz mithalten können. Laut dem Test von dpreview.com schafft es das verbaute Objektiv allerdings nicht, mit der Geschwindigkeit der gelieferten Daten Schritt zu halten – und ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen.
Mein hyperaktiver Kater stellt den Autofokus regelmäßig auf die Probe, und das Objektiv kommt einfach nicht hinterher. Für Sport- oder Wildlife-Fotografie ist die X100VI also definitiv nicht das richtige Werkzeug. Aber auf der anderen Seite sorgt sie für eine gewisse Entschleunigung beim Fotografieren – und damit kann ich gut leben.
Positiv ist, dass die Motiverkennung erweitert wurde: Neben Gesichtern und Augen erkennt die Kamera jetzt auch Tiere, Vögel, Autos, Motorräder, Fahrräder, Flugzeuge und Züge. Das funktioniert erstaunlich gut, aber wie gesagt, das Objektiv bleibt der Flaschenhals.
Menü-Kuddelmuddel: Zeit für eine Generalüberholung
Die Menüs sind definitiv nicht Fujifilms Stärke, und das ist kein Geheimnis. Im Netz wurde schon viel darüber geschrieben. Es ist oft so verschachtelt, dass ich ewig suchen muss, um eine bestimmte Einstellung zu finden. Zudem wirkt das Design des Menüs inzwischen ziemlich veraltet. Andere Hersteller kriegen das deutlich besser hin.
Zum Glück muss ich nicht ständig ins Menü, da meine Einstellungen weitgehend festgelegt sind. Aber trotzdem: Fujifilm, es wird wirklich Zeit für eine Überarbeitung des Menüs. So schwer kann das doch nicht sein!
Akkulaufzeit: Mittelmaß – Ersatzbatterien einpacken
Die Akkulaufzeit der Fujifilm X100VI ist leider nichts Besonderes. Sie wird vom altbekannten NP-W126S Akku betrieben, der laut Fuji für etwa 310 bis 450 Fotos reicht – je nachdem, ob du im voreingestellten Economy-Modus (den ich sofort ausgeschaltet habe) oder im normalen Modus fotografierst (sofort aktivieren!).
Es ist mir schon mehrmals passiert, dass der Akku an einem einzigen Nachmittag leer war. Glücklicherweise habe ich immer einen Ersatz dabei, denn ohne ist man bei längeren Fotoausflügen schnell aufgeschmissen.
Für Videoaufnahmen gibt Fuji eine Laufzeit von 45 bis 85 Minuten an. Da ich jedoch keine Videos drehe, kann ich hier nur die Herstellerangaben wiedergeben.
Weil ich mich vorab auf YouTube über die Kamera informiert hatte, waren zusätzliche Akkus und ein Ladegerät* sofort Teil meiner Bestellung. Ein Ladegerät ist nämlich im Lieferumfang nicht enthalten – bei dem Preis eigentlich ein schlechter Witz. Wahrscheinlich wird das Fehlen mit dem Umweltschutz begründet, aber ich frage mich, ob das wirklich so viel bringt, da viele Käufer sich ohnehin ein Ladegerät dazukaufen (müssen).
Immerhin: Wer keinen Ersatzakku dabei hat, kann den Akku der X100VI über USB-C laden, was in manchen Situationen sehr praktisch ist.
Fazit: Ist die Fujifilm X100VI ihr Geld wert?
Ob die Fujifilm X100VI wirklich die 1.799 Euro wert ist, kann ich für mich nach zwei Monaten Nutzung noch nicht endgültig sagen. Was ich jedoch sagen kann: Die Kamera macht mir mehr Spaß als meine Sony. Sie motiviert mich, rauszugehen und kreativ zu werden. Bei den meisten Ausflügen oder Wanderungen werde ich wohl einfach die kompakte Fuji mitnehmen – das geringe Gewicht und die Handlichkeit überwiegen für mich gegenüber der ausgefeilteren Technik anderer Kameras.
Zu den Highlights der X100VI zählen zweifellos der 40-Megapixel-Sensor, der neue Prozessor, die integrierte Bildstabilisierung und der verbesserte Autofokus. Ganz zu schweigen vom extrem hochwertigen Gehäuse, das stabil wie ein Ziegelstein in der Hand liegt. Da will man fast keinen „Plastikbomber“ mehr anfassen.
Ein großer Minuspunkt ist die Tatsache, dass die Staub- und Wetterfestigkeit erst durch das Anbringen eines zusätzlichen Filters erreicht wird – das hätte besser gelöst werden können. Auch die langsame UHS-1-Speicherkartenschnittstelle ist ein klarer Fall von Sparen an der falschen Stelle. Und das Menü? Nach wie vor eine echte Geduldsprobe.
Was die Ergonomie angeht, gibt es weder Lob noch Kritik. Wenn du eine Kamera der X100-Serie kaufst, weißt du im Grunde, worauf du dich einlässt. Für größere Hände ist meiner Meinung nach ein Zusatzgriff Pflicht, um die Kamera bequemer halten zu können.
Ein weiteres bekanntes Problem ist die schlechte Verfügbarkeit der Fuji X100VI. Wenn du heute bestellst, kannst du dich glücklich schätzen, wenn du sie rechtzeitig zu Weihnachten bekommst. Der Hersteller hat die Produktion mittlerweile nach China verlagert, um die Kapazitäten zu erhöhen, aber die Nachfrage seit dem Marktstart im Februar 2024 ist einfach zu groß. Angeblich soll im Sommer 2024 die Produktion noch einmal hochgefahren werden, doch Stand heute ist die Kamera bei keinem Händler vorrätig.
Also: Wenn du bereit bist, die Wartezeit und den Preis in Kauf zu nehmen, dann greif zu! Die Kamera macht wirklich Spaß. Aber Finger weg von den überteuerten Angeboten auf Ebay, wo teilweise über 2.000 Euro für Gebrauchtgeräte verlangt werden. Das ist für die X100VI, bei aller Begeisterung, absolut nicht gerechtfertigt.
Bei meinen Partnern Foto Koch* und Foto Erhardt* kannst du dich auf die Vorbesteller-Liste setzen lassen. Dann heißt es: Zurücklehnen und die Vorfreude genießen – beschleunigen kannst du den Prozess ohnehin nicht.
Am Ende des Beitrags findest du übrigens noch einige Testbilder. Scroll gerne runter, wenn du sie dir anschauen möchtest! 🥳
Fujfilm X100VI Alternativen
- Nikon Zf (Testbericht) – deutlich größer (da Vollformat), schwerer und teurer, aber mit Möglichkeit des Objektivwechsels
- Leica D-Lux 8* – etwas günstiger, aber mit kleinerem Sensor und niedrigerer Auflösung (17 MP)
- Ricoh GR III/x* – eine der beliebtesten Alternativen im APS-C-Bereich, noch kleiner als die Fuji und signifikant preiswerter
- Nikon Z fc* – schicker Retro-Look, fähiger Autofokus und erschwinglicher Preis
- Eine gebrauchte Fujifilm X100F oder X100T – genauso sexy wie das aktuelle Modell, aber beide sind für unter 1000 Euro zu bekommen
Wenn dir mein Test der X100VI gefallen hat, hinterlasse mir gerne einen Kommentar und teile den Test mit deinen Fotografen-Freunden. 😊
PS: Schau dir auch meinen Beitrag zu den besten Kameras unter 1000 Euro an. Außerdem findest du hier Tipps zu den besten externen Festplatten für Fotos.
Fujifilm X100VI
1.799 €Fujifilm X100VI Testbilder
Hier sind die versprochenen Testbilder, die ich mit der Fuji X100VI aufgenommen habe. Die Bilder wurden entweder direkt in der Kamera entwickelt oder mit X Raw Studio am Rechner bearbeitet. Dabei habe ich verschiedene Filmsimulationen genutzt, die ich auf FujiXweekly gefunden und zum Teil stark modifiziert habe.
Für alle, die gerne selbst Hand anlegen möchten: Einige RAW-Dateien der Fujifilm X100VI habe ich auf Google Drive hochgeladen. Diese stehen dir zum privaten Ausprobieren zur Verfügung, dürfen jedoch nicht anderweitig verwendet oder veröffentlicht werden.