Wenn du dich schon mal mit Mist Filtern beschäftigt hast, bist du sicherlich auch auf die Tiffen Filter gestoßen. Tiffen ist der Marktführer in dem Segment, allerdings ist der Preis der Black Pro Mist Filter für das was sie tun schon sehr hoch. Deshalb habe ich mich nach Alternativen umgeschaut und bin im Dschungel an Mist-Filtern auf den Hoya Mist Diffuser Black gestoßen. Der ist mit etwa 42 € (kleinste Ausführung) vergleichsweise günstig, aber auch genauso gut? Hier komnt mein Testbericht.
Zuerst muss allerdings eine Frage geklärt werden…
Was ist ein Mist bzw. Black Pro Mist Filter eigentlich?
Der Begriff Mist bedeutet übersetzt „Nebel“ und das ist genau das, was der Filter macht. Er legt eine Art feinen Nebel über das Bild und schafft dabei einen einzigartigen, visuellen Effekt. Sicherlich hast du in Netflix-Filmen oder Serien schon mal gesehen, wie das Scheinwerferlicht von Autos eher wie ein feiner Dampf aussieht. Oder der krasse Lichtkegel von Taschenlampen. Früher habe ich mich gefragt, wie die das machen. Heute weiß ich: Genau das bewirkt so ein Mist-Filter. Er sorgt für eine diffuse Weichzeichnung von Lichtquellen, die dann besonders cinematisch wirken. Deshalb gehören Black Pro Mist Filter zum Standard vieler Hollywood-Produktionen. Und auch bei Fotografen ist er ziemlich beliebt – auf Youtube gibt es einen Haufen Testberichte dazu.
Eine weitere Eigenschaft eines Mist Filters ist, dass er modernen Objektiven einen Teil der Schärfe und des Kontrastes wegnimmt. Während es genug Leute gibt, die jedes Pixel knackscharf haben wollen, finde ich das Gegenteil ansprechender. Klinische Schärfe kann ich nicht leiden, ich brauche den Vintage-Look!
Ich halte fest, ein Black (Pro) Mist Filter sorgt für:
- eine Weichzeichnung des Bildes. Somit werden Hautunreinheiten und Details abgemildert. Insbesondere harte Lichtquellen profitieren von einem verträumten Look.
- eine Kontrastreduktion im Foto. Helle Bereiche erscheinen weniger hell und dunkle Bereiche weniger dunkel. Alles wird ein wenig sanfter und je nach Filter-Stärke sogar recht deutlich.
- eine besondere Stimmung und Atmosphäre. Stehst du wie ich auf Vintage und den Look vergangener Tage, wirst du das Ergebnis mit einem Mist-Filter lieben.
- Flares im Bild. Die meisten Filter wie der Hoya Mist Diffuser Black und selbst der teure Tiffen besitzen keine spezielle Oberflächenvergütung. Dadurch schleichen sich leicht Licht-Flares ins Bild. Viele Fotografen freuen sich drüber, andere ärgern sich. Einige wenige, z.B. der K&F Concept Nano-X Black-Mist* haben daher eine Nano-Beschichtung, die Geisterbilder verhindert.
Im Übrigen kann man das Weichzeichnen auch bis zu einem gewissen Grad digital nachahmen. Sinnvoll ist das, wenn du dich nicht während der Aufnahme schon darauf festlegen willst und dir bei deinen RAW- oder JPG-Aufnahmen alle Optionen offenhalten willst.
Technische Daten des Hoya Mist Diffuser Black
Hoya baut seinen Filter in gewohnter Hoya-Qualität (es gibt auch UV-Filter, ND-Filter etc.) aus Aluminium. Die Bauhöhe inklusive Gewinde beträgt selbst ausgemessene 0,6mm. Dickere Filter können eine Vignette verursachen, daher sind die Hersteller darauf aus, sie so schlank wie möglich zu halten.
Die verfügbaren Filtergrößen starten bei 49mm und enden bei 82mm Durchmesser. Somit ist für die meisten Objektive der passende Filter dabei. Ich habe den Filter auf mein (hervorragendes) Sony 50mm G f/2.5* geschraubt, das mit seinem Filtergewinde von 49mm gerade noch passt.
Der eigentlichen Diffusions-Effekt wird durch ein feines schwarzes Nano-Puder zwischen zwei Lagen optischen Glases bewirkt. Das siehst du auch, wenn du den Filter gegen das Licht hältst.
Es gibt den Hoya Mist Diffuser Black in den Stärken „0.5“ und „1“. Ersterer soll dem Tiffen Black Pro Mist* Filter der Stärke 1/8 ähneln. Letzterer ist laut Herstellerangaben dem 1/4er BPM gleichzusetzen. Da ich nur Erfahrungen mit dem kleineren 1/8er habe, kann ich dazu nichts sagen.
Verarbeitungsqualität und Design
Erster Eindruck vom Hoya? Gute, aber nicht sehr gute Verpackung. Allerdings eine kleine Stufe über dem Tiffen! Während der Tiffen-Filter fast ohne Begrenzung in der Schachtel herumschlackert – was für den Preis von teilweise 100 Euro und mehr ein No-Go ist – ist der Hoya von einer runden Kunststofffassung umgeben. Leider nicht genau in Filtergröße, sodass bei der 49mm-Variante auch etwa 0,5 cm Spiel dabei sind. Daher gehe ich davon aus, dass Hoya für einige kleinere Größen dieselbe Verpackung verwendet.
Klar, das können andere noch besser mit einem Schaumstoffstoff-Bett. Für mich zählt aber nur, dass der Filter mir nicht gleich entgegenfliegt. Das ist beim Mist Diffuser Black Filter von Hoya in Ordnung gelöst. In diesem Punkt ist er schon mal eine ausgezeichnete Alternative zum Tiffen Black Pro Mist.
Das Design ist im schlichten Schwarz gehalten, ohne viel Schnickschnack. Der Filter soll ja auch keinen Designpreis bekommen, sondern deine Bilder verbessern bzw. verschlechtern (je nachdem wie du es sehen magst). Die Fassung ist glatt, eine minimale Riffelung ist nur an der vorderen Kante zu sehen. Genau wie beim Tiffen Black Pro Mist!
Also wenn der Filter mal fest sitzt, lässt er sich vermutlich nicht so einfach mit einer Filterklemme* lösen, die sich quasi in so einer Riffelung festbeißt. Nach mehrmaligem drauf- und runterdrehen bin ich jedoch zuversichtlich, dass mir das Ding keine Probleme bereiten wird.
Anbringen und Entfernen des Filters vom Objektiv
Ob ein Filter was taugt oder nicht, zeigt sich schon nach dem Auspacken. Manche verkanten beim Aufdrehen, sodass es mehrere Anläufe braucht. Andere sitzen so fest, dass sie nur noch mit roher Gewalt abzubekommen sind.
Beim Hoya ist das glücklicherweise, zumindest bei mir, nicht der Fall. Ich habe ihn nun schon einige Male angebracht und wieder abgedreht. Jedes Mal ohne große Probleme. Einfach top!
Ich kann dir sagen, dass ich in der Vergangenheit schon so manche Schweißperle wegen echten MISTfiltern (die ohne Dunst-Effekt) verdrückt habe.
Fairerweise muss ich sagen, dass der Tiffen auch keine Probleme bereitet hat.
Bildqualität mit dem Hoya Diffuser Black: „Mist“ oder geil?
Weil ich schon den Tiffen BPM 1/8 in der Anwendung hatte, wusste ich natürlich, worauf ich mich einlasse. Die kontrastreichen, scharfen Bilder aus meiner Sony Alpha 7IV werden schon mit der Filterstärke 0.5 merklich softer. So wie es sein soll!
Lampenlicht bekommt einen schönen Bloom-Effekt, als wäre mein Wohnzimmer Teil einer Netflix-Produktion. 😉 Und ja, es gibt auch grüne Flares, die in bestimmten Winkeln auftreten. „Hoya entscheidet sich, die Glasfläche nicht mit mehreren Schichten zu versehen, um Flares zu gewährleisten“, steht in der Produktbeschreibung. Flares sind demnach der gewünschte Effekt.
Sehe ich einen Unterschied zum doppelt so teuren Tiffen Black Pro Mist Filter, mit dem ich alle Fotos auf meiner Andalusien-Reise gemacht habe? Nicht wirklich. Der Look ist recht ähnlich. Ich würde schon sagen, dass der 0.5 in etwa dem 1/8 von Tiffen entspricht, was Hoya ja auch selbst behauptet. Vielleicht hält der Tiffen einen Ticken mehr Kontrast, aber das ist nur ein Gefühl, nicht mit irgendwelchen Werten belegbar.
Deutlich „bloomiger“ und diffuser wird es dann mit der Stärke 1. Entweder man mag es oder man mag es nicht.
Ich für meine Begriffe finde den etwas weniger starken 0.5er etwas besser, weil er universeller einsetzbar ist.
Preis-Leistungs-Verhältnis im Vergleich zum Tiffen
Nun komme ich zum zweitwichtigsten Punkt nach der Bildqualität – dem Preis. Bei Foto Koch* kostet der kleinste Filter mit 49mm zur Zeit gerade Mal 42,99 €. Der mit 82mm größte ist mit 68,99 € dabei. Immer noch viel Geld, aber wenn du dir die teure Alternative von Tiffen anschaust, fällt dir die Kinnlade runter.
Der 49mm 1/8 Black Pro Mist Filter liegt preislich bei Amazon bei 70,98€. Und der 82mm haut dem ganzen die Zacken aus der Krone. Dafür werden nämlich mindestens 157 Euro fällig. Wohlgemerkt ist da nicht viel mehr dran als beim Hoya.
Offenbar bezahlt man als Kunde hier den Namen mit. Zusätzlich weißt du beim Tiffen auch nicht, was du bekommst. Viele Amazon-Kunden berichten von dreckigen, benutzten Filtern, die ihnen geliefert wurden. Ich selbst habe auch zwei Tiffen BPM aus diesem Grund reklamiert, weil sich das für den saftigen Preis einfach nicht gehört.
Mein Fazit zum Hoya Diffuser Black Mist Filter
Suchst du eine ernsthafte Alternative zum Tiffen Black Pro Mist, dann machst du (meiner Meinung nach) beim Hoya Diffuser Black Mist Filter nichts falsch.
Angesichts der großen Preisdifferenz und des ähnlichen Effekts auf deine Bilder ist der Tiffen kein Muss. Es sei denn, Geld spielt bei dir keine Rolle und du willst unbedingt einen Filter vom Platzhirsch. Inzwischen gibt es viele gute und günstige Konkurrenzprodukte, beispielsweise auch von NiSi* und K&F Concept*
Wenn du mich unterstützen willst, dann kaufe deinen Filter gerne über einen meiner Partnerlinks zu Foto Koch. Damit unterstützt du auch das Foto-Fachgeschäft, was ich immer gut finde.
Noch zwei Tipps zum Schluss. Ich würde den Filter mit Bedacht einsetzen. Bei starkem Gegenlicht in der Abendsonne ist mir die Weichzeichnung manchmal schon zu heftig (siehe Bilder unten). Außerdem würde ich immer zur kleinsten Stärke greifen, wenn du den FIlter immer drauflassen willst. Ab Stärke 1 bzw. 1/4 würde ich ihn nur zu speziellen Gelegenheiten draufmachen, wenn der intensive Bildlook gewünscht ist.
Jetzt kommen noch einige Beispiel-Fotos mit dem Hoya 0.5 sowie dem Hoya 1. Nicht besonders künstlerisch wertvoll, nur zur Veranschaulichung der Wirkung aufs Bild.