Eine Vollformatkamera ist für viele Fotografen das wichtigste Werkzeug, um Fotos in hoher Qualität zu machen. Noch vor einigen Jahren habe ich ausschließlich mit Micro Four Thirds (MFT) oder APS-C fotografiert. Inzwischen hat sich das allerdings grundlegend geändert. Meine Hauptkamera ist seit zwei Jahren eine Panasonic Lumix S5 mit großem Vollformatsensor. Das bringt einige Vorteile mit sich, die ich nicht mehr missen und dir in diesem Beitrag einfach verständlich erklären möchte.
Vorteil Vollformat: Besonders niedrige Schärfentiefe (wenn gewünscht)
Okay, Bokeh ist nicht alles, ich weiß. Aber es ist schon geil zu sehen, wie gering die Schärfentiefe auf Bildern sein kann, wenn ich ein entsprechendes Objektiv mit niedriger Blendenzahl – in meinem Fall das Lumix S 50mm f1.8* – dran habe. Mit Offenblende fotografiert (also dem niedrigsten Wert) und geringem Abstand zum Motiv, ist wirklich nur der Bereich scharf, auf den ich fokussiert habe. Der Rest verschwimmt zu einem weichen Hintergrund.
Um einen ähnlichen Effekt bei MFT hinzubekommen, müsste ich ein 25mm-Objektiv mit Blende f0.90 o.Ä. haben! Das hängt mit der Sensorgröße und dem Cropfaktor zusammen, der dir hier erklärt wird.
Und selbst mit einer 2.8er- oder 4er-Blende ist der Hintergrund immer noch (für mein Empfinden) ausreichend verschwommen, wenn ich das möchte.
In der Landschaftsfotografie* blende ich einfach ab, um die bestmögliche Schärfe aus dem Objektiv rauszuholen.
Mehr Details und höherer Dynamikumfang
Aufgrund der größeren Fläche, können Kamerahersteller mehr und größere Pixel auf dem Vollformatsensor unterbringen, ohne dass sich das negativ auf das Foto auswirkt. Im Gegenteil: Das führt zu einer besseren Detailwiedergabe und einem größeren Dynamikumfang.
Ich habe keine wissenschaftlichen Tests gemacht, aber in der Praxis empfinde ich die Bilder, die meine Lumix S5* „produziert“ tatsächlich als qualitativ hochwertiger und cleaner als ich es von meinen früheren Kameras gewohnt war. Und letztendlich ist es das, was für mich zählt – ich muss mit dem Endergebnis zufrieden sein.
Vollformatkamera mit besserem Rauschverhalten bei wenig Licht
Wieder spielt die Sensorgröße ihren Trumpf aus. Nachtaufnahmen oder Innenaufnahmen ohne Blitz sind die Spielwiese für Vollformatkameras. Die größeren Pixel auf dem Sensor (die mehr Licht aufnehmen können) sorgen dafür, dass das Bildrauschen selbst bei hohen ISO-Zahlen vergleichsweise gering ist. So kannst du den ISO-Wert bei wenig Licht problemlos auf 6400 und höher stellen, ohne einen dramatischen Absturz der Bildqualität zu erleben.
Bei APS-C mag das noch vertretbar sein, aber spätestens bei MFT habe ich so hohe ISO-Werte gemieden. Wobei das Thema manchmal auch ganz schön aufgeblasen wird. Bildrauschen lässt sich ja auch gut als Stilmittel einsetzen – ich füge es sogar in Lightroom nachträglich hinzu. Schlimmer finde ich, wenn Details verloren gehen und ein Pixelmatsch entsteht.
Ein Stativ kann ebenfalls Abhilfe schaffen, um mit einem kleinen Sensor rauschfreie Bilder hinzubekommen. Schau dir mal das Carbon-Travel-Stativ von Lens-Aid* an, das ist sehr gut.
Außerdem gab es im Frühjahr 2023 ein Update für Adobe Lightroom*, das mittels KI effektiv das Rauschen herausrechnen kann, wenn es dich stört.
„Echter“ Weitwinkel für deine Landschaftsfotos
Weitwinkel ist nicht gleich Weitwinkel. Zwar sind sowohl bei Vollformat als auch bei Crop-Sensoren 12mm immer noch 12mm. Aufgrund des o.g. Crop-Faktors siehst du an APS-C (Brennweite x 1,5) oder Micro Four Thirds (Brennweite x 2) jedoch nur einen Ausschnitt. Dieser entspräche dann umgerechnet auf Kleinbild (VF) 18mm bzw. 24mm. Du bist also „näher“ dran am Motiv und nicht mehr ganz so weitwinklig.
Bei Vollformat siehst du die „echten“ 12mm Weitwinkel und kannst das komplette Sichtfeld in der Landschafts- oder Architekturfotografie einsetzen.
Hohe Auflösung und Druckqualität
Wie ich schon weiter oben erwähnt habe, können auf deinem Vollformatsensor mehr Megapixel unterkommen, ohne dass die Bildqualität spürbar leidet. Mehr als 30 oder 40 Megapixel sind heute keine Seltenheit mehr.
Meine Lumix S5 hat „nur“ 24 Megapixel und manchmal wünsche ich mir, sie hätte mehr. Dann bleibt mehr Spielraum, um in Lightroom Details auszuschneiden. Möglich wäre das ja.
Außerdem kannst du mit hochauflösendem Material noch größere Ausdrucke realisieren. Nur die Wenigsten Hobbyfotografen werden sich riesige Plakate ausdrucken, aber beispielsweise in der Werbung kann ich mir den Bedarf nach mehr Pixeln schon gut vorstellen.
Wenn ich einen Vorteil von Vollformatkameras vergessen haben sollte oder sich der Fehlerteufel eingeschlichen hat, schreib es mir gerne in die Kommentare.